Außergewöhnliche Helden: Convict: Gemeinsam durch unruhige Gewässer

Originaltitel: Convict (Unfit Hero #1)
Übersetzer: J.M. Meyer

Erschienen: 09/2022
Serie: Außergewöhnliche Helden
Teil der Serie: 1

Genre: Contemporary Romance
Zusätzlich: Secret Baby / Unwanted Pregnancy

Location: USA, Texas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-564-8
ebook: 978-3-86495-565-5

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Außergewöhnliche Helden: Convict: Gemeinsam durch unruhige Gewässer


Inhaltsangabe

Rylan

Schuldig. Ehemaliger Häftling. Schwerverbrecher. Kriminell.

Worte, die mich jetzt beschreiben. Worte, die jeden anständigen Menschen von mir fernhalten.

Eine schlechte Entscheidung, die tragische Folgen nicht nur für mein Leben hatte, sondern auch das Leben anderer zerstörte. Mein Fehler verfolgt mich, doch ich habe geschworen, mich zu ändern. Als ich Channing treffe, spüre ich nicht nur die sofortige Anziehung zwischen uns und den Wunsch, sie zu beschützen, sondern ich sehe einen Menschen, der wie ich mit seinen Dämonen lebt. 

Channing 

Schlampe. Flittchen. Hure. Ehe-Zerstörerin. 

Worte, die mich jetzt widerspiegeln. Worte, die auf unbestimmte Zeit bleiben werden.

Diese Worte lassen die Einwohner meiner Heimatstadt davon ausgehen, dass sie dazu berechtigt sind, sie mir gegenüber zu verwenden.

Der Beweis dieser Worte wächst in mir. Meine Einsamkeit und mein verzweifelter Wunsch nach Liebe wurden von der falschen Person ausgenutzt.  

Ich habe mich geirrt. Sie haben recht. 

Doch Rylan, der heiße tätowierte Ex-Häftling, zieht mich nicht nur vom ersten Aufeinandertreffen an, er gibt mir zudem die Hoffnung, die Vergangenheit hinter mir lassen und nach vorne blicken zu können. 

Channing und Rylan, zwei verlorene Seelen in unruhigen Gewässern und eine brennende, leidenschaftliche Liebe. 

 

Über die Autorin

Als Einzelkind musste Hayley Faiman sich mit sich selbst beschäftigen. Im Alter von sechs Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben, und hörte nie wirklich damit auf. Die gebürtige Kalifornierin lernte ihren heutigen Ehemann im Alter von sechzehn Jahren kennen und heiratete...

Weitere Teile der Außergewöhnliche Helden Serie

Leseprobe

Channing

Ich bin enttäuscht, da meine Schicht vergangen ist, ohne dass Rylan oder Wyatt aufgetaucht sind. Nach zwei aufeinanderfolgenden Tagen habe ich Rylan nicht nur erwartet zu sehen, sondern mich sogar auf seinen Besuch gefreut. Mit einem schweren Seufzer serviere ich die letzte Essensbestellung, bevor ich nach Hause gehen kann. Dieser Tisch mit den vier Mädchen ist einfach nur nervig. Ich kenne sie noch aus der Schule, sie sind ein Jahr jünger als ich. Damals sind sie schon sehr beliebt gewesen, und wie es aussieht, sind sie es noch immer.
„Ich weiß nicht, wo dieser Kerl herkam, oder warum er...

...hier gelandet ist, aber ich danke Gott dafür. Das war der beste Sex, den ich je hatte“, quietscht eins der Mädchen und kichert.
„Im Gefängnis“, sagt eins der anderen Mädels.
Die Augen des ersten Mädchens weiten sich, als ich den Teller mit den Pancakes vor ihr abstelle. „Verdammt. Böse Jungs haben eben immer den geilsten Schwanz. Kein Wunder, dass es so verdammt dreckig mit ihm war.“
„Ich weiß nicht, Süße. Rylan Lindsay bedeutet Ärger. Ich kann nicht glauben, dass du mit zu ihm nach Hause gegangen bist“, sagt sie. Das Herz in meiner Brust bleibt stehen. Es hört bei ihren Worten komplett auf zu schlagen.
Das erste Mädchen kichert. „So weit ist es doch gar nicht gekommen. Er hat mich gegen die Hintertür der Bar gefickt.“ Sie zuckt mit den Schultern.
Schnell stelle ich das restliche Essen ab und sehe zu, dass ich von ihnen wegkomme. Diesmal verstecke ich mich aber nicht in der Küche. Ich möchte es, tue es aber nicht. Ich kann mich nicht länger vor allem und jedem verstecken. Ich muss stark sein. Für mich und für dieses Baby.
Warum rege ich mich überhaupt so auf? Rylan ist Single und erwachsen. Ich habe keinen Anspruch auf ihn. Ich habe keinen Grund, diesen Schmerz, diese Eifersucht zu empfinden – keinen einzigen. Er gehört mir nicht, genauso wenig, wie ich ihm gehöre. Wir sind nur zwei Bekannte, nicht mehr und nicht weniger.
Sobald die Mädchen mit dem Essen fertig sind und ihre Rechnung bezahlen, wobei jede mir nur einen Dollar Trinkgeld gibt, stempele ich aus und gehe. Ich habe genug Tip zusammen, um meine unbezahlte Stromrechnung und die Hälfte meiner Wasserrechnung zu begleichen, ohne meinen Gehaltsscheck anrühren zu müssen.
Als ich vor dem Supermarkt halte, stoße ich einen weiteren schweren Seufzer aus. Ich habe zwanzig Dollar zur Verfügung. Damit kann ich zwar nicht viel kaufen, aber wenn ich sparsam bin und nur auf Sonderangebote zurückgreife oder vielleicht noch ein paar Coupons einsetze, kann ich mir Essen für ein oder zwei Tage leisten.
Ich gehe in den Laden, nehme mir einen kleinen Einkaufskorb und mache mich auf den Weg zu den Frischwaren. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen angesichts der großen Auswahl an frischen Früchten. Ich will sie alle haben.
Ein Einkaufswagen stößt gegen meine Hüfte, während ich die Erdbeeren anstarre und mich frage, ob eine kleine Packung in mein Budget passen könnte. Als ich mich umschaue, schrecke ich zusammen. Jennifer Bridges ist die Fahrerin des Wagens. Sie schaut mich an und in ihren Zügen liegt ein Ausdruck von purem Hass.
„Sorry“, murmele ich, obwohl ich genau weiß, dass es nicht meine Hüfte war, die gegen ihren Wagen gestoßen ist.
„Hure“, beleidigt sie mich, während sie an mir vorbeigeht. Währenddessen stößt sie gegen meine Schulter.
Ich verliere das Gleichgewicht und falle gegen die Auslage mit den Erdbeeren. Mein Hintern prallt genau gegen die Kante. Meine Augen füllen sich mit Tränen, als ich auf meine Schuhe hinunterschaue. „Alles in Ordnung, Süße?“, fragt eine sanfte Stimme. Ich spüre, wie sich eine warme Hand auf meine Schulter legt und leicht zudrückt.
Ich hebe meinen Kopf und blicke in die schönsten hellbraunen Augen, die ich je gesehen habe. Es sind Rylans. Einen Moment lang tauche ich vollkommen in seinem Blick ab. Dann erinnere ich mich an die Mädchen von vorhin, und entziehe mich mit einem Schulterzucken seinem Griff. Sein Blick wandert zu meiner Schulter, während er die Hand mit einem Stirnrunzeln wieder sinken lässt.
„Channing?“
Ich presse meine Lippen fest aufeinander und nicke, während ich den Rücken durchdrücke. „Mir geht es gut“, flunkere ich.
Mir geht es nicht gut. Ganz und gar nicht. Sie hat mich verletzt, und ich bin mir sicher, wären wir nicht in der Öffentlichkeit gewesen, dann wäre es noch viel schlimmer ausgegangen. Das macht mir Angst, vor allem, weil ich allein lebe. Ich muss etwas unternehmen, ich muss weg von hier.
„Ich komme schon klar“, tische ich ihm eine weitere Lüge auf.
Er schüttelt den Kopf und legt eine Hand um meine Taille, bevor ich ihn stehen lassen kann. Dann drückt er mich gegen seine Brust und ich japse auf. Ich kann mir nicht helfen, gegen seinen harten Körper gepresst zu werden, macht mich sprachlos. Ich bin nicht mehr dazu fähig, einzuatmen.
„Diese Schlampe ist doch aus einem bestimmten Grund hinter dir her. Du wirst mir jetzt sagen, warum. Genug von dieser Scheiße“, flucht er.
Ich schüttele den Kopf, doch seine Augen, die auf mich gerichtet sind, sind ernst. „Da gibt es nichts zu erzählen. Es spielt keine Rolle“, sage ich, drücke meine Handflächen gegen seine Brust und versuche, ihn von mir zu schieben.
Auch er schüttelt ein paar Mal den Kopf. In seinen Augen leuchtet etwas auf, das ich nicht deuten kann. Er zieht mich ein wenig enger an sich und senkt den Kopf. Ich halte den Atem an, als seine Lippen mein Ohr berühren. „Dahinter steckt eine Geschichte. Ich will sie von dir hören. Heute noch“, raunt er.
Abermals versuche ich, mich gegen ihn zu stemmen, doch das lässt er nicht zu. Sein Kopf bewegt sich erneut, diesmal berühren seine Lippen die Unterseite meines Kiefers. Ich stoße zischend meinen Atem aus. „Rylan“, hauche ich.
„Hmmm“, brummt er.
„Wo ist denn deine kleine Freundin?“, frage ich ihn.
Sein Körper versteift sich und er neigt sein Gesicht, sodass er mich mit großen Augen überrascht ansehen kann. „Freundin?“
„Vier Mädchen waren heute im Diner. Eine schien ganz angetan von deinen Fähigkeiten zu sein.“
Seine Lippe zucken und verziehen sich zu einem Lächeln. Einem überheblichen Lächeln. Ich stemme mich wieder gegen seine Brust, und dieses Mal gewährt er mir den Abstand. „Was hat sie gesagt?“, will er grinsend wissen.
Ich presse meine Lippen fest aufeinander und drehe meinen Kopf von ihm weg. Doch er lässt die Bewegung nicht zu, denn er fängt meinen Kopf mit der Hand ab, legt seine Finger unter mein Kinn und zwingt mich, ihn wieder anzusehen. Sein lässiges Auftreten ist verpufft, sein Blick ist ernst auf mich gerichtet.
„Wir reden. Kauf den Kram, den du brauchst, und dann fahren wir zu dir. Ich gebe Wyatt Bescheid, dass ich bei dir bin“, sagt er.
Ich öffne den Mund, doch er sieht bereits zu Wyatt hinüber. Ich habe gar nicht realisiert, dass er vor den Bierregalen steht. Er runzelt die Stirn, als er zu uns herübersieht, nickt Rylan zu und geht dann.
„Rylan, es gibt nichts zu bereden. Es ist nicht dein Problem, sondern meins“, murmele ich.
Seine Augen durchbohren mich regelrecht mit einem scharfen Blick, und er schüttelt den Kopf. „Lass uns gehen“, befiehlt er. Er schlingt die Finger um den Griff meines Einkaufkorbes und nimmt ihn mir ab. Die andere Hand legt er auf meinen unteren Rücken, sodass wir gemeinsam durch den Laden gehen.
„Das sind aber nicht viele Lebensmittel“, sagt er, nachdem ich mich dazu gezwungen habe, meine Einkäufe in den Korb zu legen. Er hat kein Wort gesagt, sondern ist einfach geduldig neben mir hergegangen und hat meinen Korb getragen.
„Ich brauche nicht viel“, erwidere ich achselzuckend und beiße mir in die Innenseite meiner Wange.
Er runzelt die Stirn, nickt dann, sagt aber zum Glück nichts weiter dazu. Wir gehen zur Expresskasse und er stellt den Korb auf das Förderband. Als ich über die Kassen hinwegschaue, sehe ich sie. Sie beobachtet mich, ihre Lippen sind zu einem Grinsen verzogen, während sie darauf wartet, ihren überfüllten Einkaufswagen ausladen zu dürfen.
Rylan schaut erst mich an, dann sie. Langsam dreht er seinen Kopf wieder zu mir. „O ja, wir werden miteinander sprechen“, verkündet er.
Es dauert nicht lange, bis wir fertig sind. Die Kasse zeigt eine Einkaufssumme von neunzehn Dollar und achtunddreißig Cent an. Ich hole den abgenutzten Zwanzig-Dollar-Schein heraus, bin aber nicht schnell genug. Rylan gibt Tulip, der Kassiererin, das Geld, bevor ich die Rechnung zahlen kann.
„Rylan.“ Ich schlinge meine Finger um sein Handgelenk.
„Lass nie eine Frau für irgendeinen Scheiß bezahlen. Mein Dad hat mir nicht viel beigebracht, aber diesen Ratschlag hat er mir mit auf den Weg gegeben“, entgegnet er rau.
Bei seinen Worten beginnt mein Herz in der Brust zu hüpfen. Noch nie hat ein Mann irgendetwas für mich bezahlt, es sei denn, James zählt, der immer die Motelrechnung beglichen hat. Sobald meine kleine, magere Einkaufstüte gepackt ist, nimmt Rylan sie an sich und wir gehen gemeinsam aus dem Laden.
„Du musst fahren, Babe. Ich habe meinen Führerschein noch nicht zurück. Ich arbeite diese Woche daran, ihn für die Arbeit zurückzubekommen“, erklärt er mir.
Ich nicke und bin unsicher darüber, warum er mir das alles erzählt, und bin auch irgendwie erstaunt darüber, wie locker er über seine Situation spricht. Ich würde denken, dass es ihm peinlich ist, dass er sogar ein wenig verärgert ist, doch das ist er nicht. Er geht total lässig damit um, und das ist sexy.
Ich mache mir nicht die Mühe, den Kofferraum meines Autos zu öffnen. Rylan stellt die Tüte auf dem Boden des Beifahrersitzes ab, dann steigt er in den Wagen und platziert seine Füße daneben. Ich starte den Motor, schnalle mich an und drehe die Klimaanlage auf, weil ich Angst habe, dass es für ihn zu heiß in meinem Auto sein könnte.
„Meine Klimaanlage kühlt nicht wirklich herunter“, sage ich, als ich den Rückwärtsgang einlege.
Er erwidert nichts, er schaut nur geradeaus. Dementsprechend ruhig verläuft die Fahrt zu mir nach Hause. Das macht mich nervös, aber ich will ihm auch nicht ein sinnloses Gespräch aufzwängen.
Ich umklammere fest das Lenkrad und frage mich, was unser Gespräch wohl bringen wird. Ich weiß, dass ich ihm von dem Baby erzählen muss, und wenn ich das tue, wird er bestimmt schnell das Weite suchen. Das sollte er auch besser tun. Er sollte mich verdammt noch mal in Ruhe lassen.
Ich bin ein Wrack, und scheinbar will Jennifer mir obendrein auch noch eins reinwürgen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, verlassen worden und schwanger zu sein. Obwohl, vielleicht habe ich es ja verdient. Ich habe sie wissentlich mit ihrem Mann betrogen. Letzten Endes habe ich etwas falsch gemacht und nicht sie.

 

Rylan

Channing schweigt weiterhin, als sie in die Einfahrt eines kleinen Doppelhäuschens in einem älteren Wohnviertel biegt. Während ich mich umsehe, stelle ich fest, dass hier zwar alles ein wenig heruntergekommen, aber es besser als überall dort ist, wo ich als Kind aufgewachsen bin. Sie rackert sich den Arsch ab, und sie hat etwas vorzuweisen. Ich finde das erstaunlich für ein Mädchen in ihrem Alter. Ihr Leben ist das komplette Gegenteil von dem, was ich bisher erlebt habe.
Sie bleibt weiterhin schweigsam, während wir ins Haus gehen. Ich schließe die Tür hinter mir und folge ihr in die Küche. Dort stelle ich die Einkaufstüte mittig auf den Tisch, an dem zwei Personen Platz finden können, und warte, bis sie die Einkäufe weggeräumt hat.
Als sie damit fertig ist, lehnt sie mit ihrem kleinen Arsch gegen den Tresen und hält die Kante fest mit ihren Fingern umklammert. „Du wolltest reden“, sagt sie mit ruhiger Stimme. Ihr Blick ist auf ihre Füße gerichtet. „Das will ich. Sieh mich an, Süße“, raune ich.
Sie hebt den Blick, um meinen zu erwidern. Ihre blauen Augen sind groß und erscheinen ein wenig ängstlich. „Willst du mir nicht sagen, was es mit diesem Paar auf sich hat? Die Frau im Supermarkt war die Gleiche wie im Diner. Beide waren dir gegenüber ziemlich feindselig, und heute hat sie dich sogar körperlich attackiert. Wenn ich ein anderer Mann wäre, aus einer anderen Zeit, wäre sie nicht so großkotzig aus dem Laden stolziert“, sage ich.
Channing holt tief Luft und scheint zu verstehen, was ich meine. Vielleicht nicht in dem Umfang, wie ich es gemeint habe, aber zumindest versteht sie mich. Sie lässt den Atem mit einem Seufzer wieder raus. „Setzen wir uns doch auf die Couch“, meint sie und deutet mit der Hand zum Wohnzimmer.
Ich begebe mich in den gemütlichen Raum und setze mich in eine Ecke des Sofas. Mit dem Rücken zum Schlafzimmer und zur Küche, frontal zur Eingangstür.
Sie geht an mir vorbei und ihr Duft bleibt an mir hängen. Sofort zuckt mein Schwanz. Ich versuche, nicht auf ihre prallen Titten zu starren, während sie sich hinsetzt. Sie schaut mir in die Augen und ich warte darauf, dass sie die Bombe platzen lässt. Ich kann mir vorstellen, dass sie riesig sein wird. Verdammt gigantisch.
„Ich weiß nicht, warum ich dir das überhaupt erzähle“, flüstert sie.
„Du hast ein Problem, und es wird nicht einfach so wieder verschwinden. Du brauchst jemanden, der dir den Rücken freihält, und außer der Frau, mit der du zusammenarbeitest, hast du scheinbar niemanden.“
Sie nickt langsam. Ihre blauen Augen füllen sich mit Tränen. Ich ändere meine Sitzposition. Tränen sind überhaupt nicht mein Ding. Mit weinenden Frauen habe ich bisher nie etwas am Hut gehabt. Ich habe nie eine Langzeitfreundin gehabt und meine Mutter hat auch nie geheult, es sei denn, sie hat versucht, an Drogen ranzukommen. Im Grunde genommen habe ich rein gar nichts mit Gefühlen am Hut, doch Channing schaut mich mit ihren großen, blauen, tränengefüllten Augen an, und ich will nur, dass der Schmerz verschwindet.
„Wenn ich es dir gesagt habe, wirst du gehen und nie wieder zurückschauen. Ich kenne dich überhaupt nicht, und weiß schon jetzt, dass ich das auch nicht ändern will“, haucht sie.
Ich hebe mein Kinn, öffne die Beine und stütze meine Ellenbogen darauf ab. „Ich war die letzten fünf Jahre geduldig, Channing. Ich kann scheinbar ein ziemlich geduldiger Mann sein, wenn es denn sein muss“, erwidere ich und schenke ihr ein kleines Lächeln.
Sie atmet ein, dann steht sie auf. Unbeholfen zupft sie an ihrem Oberteil, sodass es nun eng an ihrem Körper anliegt. Da ist eine kleine Wölbung. Nicht groß, aber mir ist klar, was diese bedeutet, ohne nachhaken zu müssen. Wenn ich sie so auf der Straße sehen würde, würde ich denken, dass sie bloß etwas aufgebläht ist oder vielleicht zu viele Kohlenhydrate gefuttert hat. Aber so wie ihre Beine zittern, ist das nicht der Fall.
„Du bist schwanger“, sage ich. Das ist keine Frage. Es ist eine Feststellung. Als ich meinen Blick von ihrem kleinen Bäuchlein nehme, erkenne ich erst ihre zitternde Lippe, dann ihren wässrigen Blick. „Dieser verheiratete Mann ist also der Vater?“, frage ich.
Wyatt hat recht. Der kleine Bruder steht dem Großen in nichts nach. Er ist hinter jedem jungen Arsch her, und wenn ich raten müsste, dann ist Channing noch seine Schülerin gewesen, als das alles begonnen hat. Wyatt hat mir ein paar Dinge über Jacob Bridges und die jungen Mädchen erzählt, die er gerne mit ins Bett nimmt. James Bridges ist offenbar aus dem gleichen Holz geschnitzt.
„Er will, dass ich es abtreiben lasse. Seine Frau ist auch schwanger“, wimmert sie, bevor sie wieder aufs Sofa sinkt.
Ich denke über mich selbst nach. Ich denke an die Frau, die ich getötet habe. An das ungeborene Kind, das ich ermordet habe. Dann denke ich an die Chance, alles wieder gut zu machen. Nein, ich kann weder diese Frau noch ihr Baby zurückholen. Aber ich kann Channing helfen. Vielleicht kann ich sie beschützen.
Vielleicht.
Wenn sie es zulässt.
Wenn sie mir erlaubt, ihr zu helfen – ihnen beiden zu helfen.